10teilige schnurlose OB-Einheitsvermittlung mit Steckschaltern und Klappenanruf

Die schnurlosen OB-Einheitsvermittlungen mit Steckschaltern und Klappenanruf werden in (DR 1939) beschrieben. Im Gegensatz zu OB-Befehlsschränken können die an eine Handvermittlung (Hvm) angeschlossenen Teilnehmer über Verbindungswege miteinander verbunden werden.

Das Nachfolgemodell der OB-Einheitsvermittlungen mit Steckschaltern und Klappenanruf sind die OB-Einheitsvermittlungen mit Kippschaltern und Klappenanruf.

Aufbau und Funktion

Bei den OB-Handvermittlungen mit Steckschaltern werden Verbindungen durch Stecker hergestellt, die die waagerecht und senkrecht verlaufenden Messingwendeln verbinden.

Die Teilnehmerleitungen werden an die senkrecht verlaufenden Wendeln herangeführt. Im Gegensatz zu den waagerecht verlaufenden Abfrage- und Verbindungswendeln, sind die kurzen Wendeln in der obersten Reihe mit der jeweiligen Anrufklappe verbunden.

Wenn kein Gespräch geführt, auf- oder abgebaut wird, befinden die Stecker sich in der obersten Reihe und verbinden die Teilnehmerleitungen mit der jeweiligen Anrufklappe. Ein Rufstrom auf der Teilnehmerleitung löst die Anrufklappe aus. Eine gefallene Klappe schließt einen Kontakt, der den Wecker einschaltet. Je nach Stellung des Schalters am Wecker wird der Ruf durch Rückstellung der Klappe oder bereits durch Abheben des Handapparats unterbrochen, oder völlig unterbunden. Sobald ein Stecker aus der obersten Reihe entfernt wird, kann die entsprechende Anrufklappe nicht mehr auslösen.

Die Abfragewendeln in der zweien Reihe sind mit der Ruf- und Abfrageeinrichtung verbunden. Ein Stecker in dieser Reihe ermöglicht das Abfragen eines Rufes oder das Rufen eines verlangten Teilnehmers. Während einer bestehenden Verbindung kann die Vermittlung durch Stecken des Mithörstöpsels in die zweite Reihe in das Gespräch mithören.

Die dritte bis fünfte Reihe bilden die Verbindungswendeln. Teilnehmer werden verbunden, indem die Steckschalter der Teilnehmer in dieselbe Reihe gesteckt werden. Jedes Wendelpaar ist mit der entsprechenden Schlußklappe verbunden, die das Abläuten eines Teilnehmers anzeigt. Auch gefallene Schlußklappen schalten den Wecker ein. – Bei dem gezeigten Apparat fehlen die Schlußklappen. Sie wurden provisorisch durch auf das Gehäuse gelegte Klappen ersetzt, die frei fliegend an die Vermittlungswendeln angeschlossen sind.

Schaltplan

Der Schaltplan folgt.

Bedienung

Im Ruhezustand befinden sich alle Stecker in der obersten Reihe und verbinden die Leitungen mit der jeweiligen Anrufklappe. (Bei den Leitungen 6, 9 und 10 fehlen die Stecker und die Spulen der Fallklappen.) Ein Anruf löst die Fallklappe aus. Der Schalter der Fallklappe schließt den Weckerstromkreis bis die Klappe zurückgestellt wird (Stellung W1 des Dosenweckers). In Stellung W2 des Dosenweckers wird der Weckerstromkreis bei abgehobenem Handapparat – wie hier gezeigt ­­– unterbrochen.

Zur Abfrage der Leitung wird der Stecker in die Position Abfrage in der zweiten Zeile gesteckt und so mit dem Abfrageorgan verbunden.

Der rufende Teilnehmer wird auf eine freie Verbindung gelegt – hier Verbindung 1, Zeile 3 – indem der Stecker in diese dritte Zeile von oben gesteckt wird.

Um den gewünschten Teilnehmer zu rufen, wird der Stecker dessen Leitung – hier Leitung 7 – in die Position Abfrage gesteckt. Die Leitung wird mit der Abfrage- und Rufeinrichtung verbunden und kann durch Betätigung des Kurbelinduktors gerufen werden.

Der gerufene Teilnehmer wird auf dieselbe Verbindung gelegt wie der anrufende– hier Verbindung 1, Zeile 3 – indem der Stecker des gerufenen in dieselbe Zeile gesteckt wird. Beide Teilnehmer sind durch die Verbindungswendel verbunden.

Zum Ende des Gesprächs läutet einer der beiden Teilnehmern ab. Die Schlußklappe der Verbindung fällt, der Wecker spricht an. (Die drei Schlussklappen fehlen. Sie wurden provisorisch durch die auf dem Gehäuse liegenden Fallklappen ersetzt.) Die Vermittlung tritt durch Stecken des Mithörsteckers in die Position Abfrage in die Verbindung ein.

Die Stecker werden in die Ausgangspositionen zurückgesteckt. Die Verbindung ist aufgelöst. Die Leitungen sind wieder mit den Anrufklappen verbunden.

Zustand dieses Apparates

Die markierten Komponenten dieses Apparats wurden im Oktober 1935 im Wernerwerk für Telegrafie und Fernsprechwesen in München hergestellt. Das Holzgehäuse wurde mit dem Herstellungsdatum Dezember 1935 (Q12) markiert.

Die drei Schlussklappen fehlen. Sie wurden provisorisch durch die auf dem Gehäuse liegenden Fallklappen ersetzt. Ein Umbau dieser Klappen für einen Einbau in die Frontplatte wäre aufwendig und bürge das Risiko, diese zu Beschädigen. Die Entscheidung, die Schlussklappen umzubauen, das Provisorium bestehen zu lassen oder die Schlussklappen durch eine moderne Anzeige zu ersetzen, ist daher auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Schön wäre, passende Falklappen zu finden.

Drei Anrufklappen und Steckschalter fehlen. Bei einer Klappe fehlt die gesamte Spule. Bei zwei Klappen hat die Wicklung einen Kurzschluss.

Der originale Kabelbaum hatte Kabelbrüche und Kurzschlüsse. Zudem war er im Bereich der Ruf- Abfrageeinrichtung so verändert, dass eine Funktion unmöglich war. Ein Ersatz schien daher einfacher und betriebssicherer als eine Reperatur. Der Versuch, den Kabelbaum mit gewachstem Zwirn zu binden, war optisch nicht zufriedenstellend. Der Baum wird daher mit dünnen Kabelbindern zusammengehalten.

Der Kabelbaum ließ vermuten, dass nachträglich ein Anschluss für einen Rufausscheider hinzugefügt wurde. Dieser wurde für die Leitung 1 beibehalten. Die krakelig beschriftetete zusätzliche Anschlußplatte wurde durch eine passendere ersetzt.

Der Wecker fehlte und wurde durch einen in den 1950er Jahren von RFT gefertigten 4V-Gleichstromwecker ersetzt. Da dieser im Gegensatz um Original einen Umschalter besitzt, wurde vorgesehen, den Wecker auszuschalten, nur bei eingehängtem Handapparat oder immer, wenn eine Klappe gefallen ist, läuten zu lassen.

Die angerostete Frontplatte und das Holzgehäuse, bei dem verschiedene Lack- und Poliermittelschichten sich gegenseitig angelöst hatten, wurden abgeschliffen und neu lackiert. Alle mechanischen Teile insb. Fallklappen und Verbindungswendeln wurden zerlegt und von Rost, eingedrungenen Lacknebel und Poliermitteln befreit.

Weitere schnurlose OB-Einheitsvermittlungen mit Steckschaltern und Klappenanruf

5teilige Vermittlung

Eine 5teilige schnurlose OB-Einheitsvermittlung mit Steckschaltern und Klappenanruf zeigen Dr. Ralph Hübner und Deutsche Reichsbahn (1937). Der Vermittlungsschrank hat zwei Verbindungen für fünf Leitungen. Dr. Ralph Hübner führt den Klingelton des Dosenweckers vor.

https://kabinett.homepage.t-online.de/fun/funframe.htm

20teilige Vermittlung

Die in Burkhardt (1958) abgebildete 20teilige OB-Einheitsvermittlung mit Steckschaltern und Klappenanruf trägt einen Beikasten zum Anschluß einer Fernleitung (zur nächsten Basa) und einer Basa-Bezirksleitung.

Der Vermittlung fehlen die Schlußklappen zu jeder Vermittlungsreihe. Durch das Abläuten sprechen die Anrufklappen an.

Weitere Größen der Handvermittlungsschränke

Bei der Deutschen Reichsbahn waren 5-, 10-, 20- und 30teilige Handvermittlungsschränke mit 2, 3, 4 bzw. 6 Verbindungsmöglichkeiten im Einsatz. Angeboten wurden von Siemens auch 20teilige Schränke mit 6 und 30teilige mit 9 Verbindungsmöglichkeiten. Die in der F-Sammelliste der Siemens & Halske AG angebotenen Apparate sind für private Anlagen ohne Verbindung zum Postnetz bestimmt.