OB 29

Der OB 29 wird von Albert Dobmaier als erster Einheitsfernsprecher der Deutschen Reichsbahngesellschaft bezeichnet. Die Entwicklung der DRG in Kooperation mit Siemens & Halske wurde durch die Elektrifizierung der Reichsbahnstrecken in Bayern notwendig, die die Beibehaltung der bisherigen Streckenfernsprecher unmöglich machten. Die Bezeichnung des Siemens&Halske-Apparates ist Fg tist 158a. Herstellungsort und -datum sind Berlin-Siemensstadt, Juni 1930 („B L 6“). Der Kondensator wurde im Juni 1929 produziert.

Gleichzeitig wurde ein tragbarer OB-Fernprecher mit gleichen elektrischen Werten, ein einhetliches Anschaltgestänge und besondere Steckdosen eingeführt.

Im Gegensatz zu den Nachfolgemodellen OB 31 und OB 33 hat der OB 29 einen Übertrager ohne Rückhördämpfung. Das Innenleben ist so kompakt, dass die Komponenten schwer erreichbar sind. Der Kondensator steckt im Beikasten.

Bilder (Gehäuse)

Bilder (innen)

Schaltplan

Links

Das Fernmeldemuseum Dresden zeigt ebenfalls einen OB29, Siemens, Baujahr 1931. Er unterscheidet sich in der Verschraubung des Gehäuses an der Bodenplatte.

Das Tekniska Museet in Stockholm besitzt einen OB29 der Deutschen Reichsbahn mit Konsole. Zwei Bilder sind auf den Seiten des DigitaltMuseums zu finden.

Anforderungen der DRG an den OB 29

Wegen der durch die elektrische Zugförderung in Fernsprechleitungen induzierte Spannungen können in Bayern die bisherigen Streckenfernsprecher nicht mehr verwendet werden. Zudem unterscheiden sich die von den verschiedenen Länderbahnen eingesetzten OB-Fernsprecher in den elektrischen Eigenschaften, insb. in den Übersetzungsverhätnissen der Übertrager und den Scheinwiderständen der Hörer und Weckern. In Sachsen wurden ZB-Streckenfernsprecher verwendet. Der von Siemens & Halske entwickelte OB 29 sollte im gesamten Reichsgebiet und vermutlich auch bei den Österreichischen Bundesbahnen eingesetzt werden.

Die neue Eisenbahnbau- und -betriebsordnung hat die Abstände zwischen Steckenfernsprechern von 4 km (§19 EBO 1904) auf 2 km (§19 EBO 1928) verringert. Die Verdoppelung der Fernsprecheinrichtungen bei gleichbleibender Länge der Streckenfernsprecherschließungsbögen ließ sich mit der vohandenen Technik nicht erfüllen. Eine einwandfreie Sprechverständlichkeit und zuverlässige Rufe müssen bei 15 Apparaten und 7 Außenweckern gewährleistet sein, auch wenn alle Apparate ausgehängt sind.

Eine Gefährdung der telephonierender Personen durch induzierte Spannungen (1800 V) und Ströme muss durch eine ausreichende Isolierung verhindert werden.

Elektrische Werte

Die Anforderungen der DRG erfüllt der von Siemens & Halske entwickelte OB 29 durch folgende elektrische Werte:

Apparatwecker

Gleichstromwiderstand 2 × 3000 Ω

Scheinwiderstand für Rufstrom 16.000 Ω / +60°

Scheinwiderstand für Sprechstrom 180.000 Ω / +16°

Wicklung der Weckerspulen 22.000 Windungen 0.08 mm Ø Cu L

Mindest-Weckerleistung bei guter Schallabgabe 20 mW

Induktor

Gleichstromwiderstand 600 Ω

Leistung bei Belastung mit 1000 Ω (induktionsfreier Wdstd.) etwa 2,5 W

Leistung bei Belastung mit 3000 Ω (induktionsfreier Wdstd.) etwa 2,35 W

Wicklung des Induktors 7000 Windungen 0.15 mm Ø Cu L

Mikrophon

Gleichstromwiderstand etwa 25 – 45 Ω

Strombedarf etwa 40 mA

Telephon

Gleichstromwiderstand 2 × 500 Ω

Scheinwiderstand für Sprechstrom 3600 Ω / +50°

Wicklung der Telephonspulen  2 × 2800 Windungen 0.07 mm Ø Cu L

Kondensator imTelephonkreis

Kapazität 0,5 μF

Übertrager

Gleichstromwiderstand primär: 1,1 Ω / sekundär: 119 Ω

Wicklung des Übertragers primär: 280 Windungen 0.45 mm Ø Cu L ± 10% / sekundär 2800 Windungen 0.16 mm Ø Cu L ± 10%

Scheinwiderstand für Sprechstrom (mit 40 Ω belastet) (1 Tr. El. 1,45 V) 3500 Ω / +32°

Scheinwiderstand des Apprates in Rufstellung für Rufstrom (20 Hz)

Einzelapparat mit Apparatwecker 16.000 Ω / +60°

15 Apparate mit 7 Außenweckern und 15 Apparatweckern 1400 Ω / +44°

Scheinwiderstand des Apprates in Sprechstellung für Rufstrom (20 Hz)

Einzelapparat mit Apparatwecker 23.000 Ω / -30°

15 Apparate mit 7 Außenweckern und 15 Apparatweckern 1100 Ω / -36°

Scheinwiderstand des Apprates in Rufstellung für Sprechstrom (800 Hz)

Einzelapparat mit Apparatwecker 180.000 Ω / +16°

15 Apparate mit 7 Außenweckern und 15 Apparatweckern 11.300 Ω / +22°

Scheinwiderstand des Apprates in Sprechstellung für Sprechstrom (800 Hz)

Einzelapparat mit Apparatwecker 67000 Ω / +32°

15 Apparate mit 7 Außenweckern und 15 Apparatweckern 450 Ω / +32°

Quellen

  • elBahnen_06_1930_06_S185__OB29_Teil1.pdf Dobmaier, Albert: Der neue Streckenfernsprecher der Deutsche Reichsbahn, seine Berechnung und Anwendung (OB-29 Bauart Reichsbahn) (Teil 1). In: Elektrische Bahnen, Jg. 6 (1930) H. 6, S. 185ff
  • elBahnen_06_1930_08_S247__OB29_Teil2.pdf Dobmaier, Albert: Der neue Streckenfernsprecher der Deutsche Reichsbahn, seine Berechnung und Anwendung (OB-29 Bauart Reichsbahn) (Teil 2). In: Elektrische Bahnen, Jg. 6 (1930) H. 8, S. 251ff